Donnerstag, 13. Januar 2011

Gab es ein Massaker in Deir Yassin?

In einer Diskussion über die Drohung der Hamas, den Waffenstillstand für den Fall eines israelischen Angriffs auf Gaza aufzukündigen, stellte ein Wolfgang Hebold in Abrede, daß in Palästina durch zionistische Terroristen Massaker an Zivilisten verübt worden seien. (Zur Debatte: Klick!)

Ist es das einen Blogbeitrag wert? Nun, Kommentator Hebold ist immer dann anzutreffen, wenn es darum geht, Verbrechen israelischer Politiker oder Militärs schönzufärben. Zu Beginn des Massakers 2008, also der Operation Cast Lead, meinte er in die Welt hinaus blasen zu müssen:

Endlich!!! 
Hoffentlich wirft Israel vor einer größeren Operationen die europäischen Gutmenschen aus dem Gaza-Streifen raus. Die arbeiten doch ohnehin als gleichsam embedded journalists für die Hamas.

Danach erfährt die Hamas dann, was Krieg wirklich bedeutet und dass man nicht über Jahre ungestraft seine Nachbarn beschießen und ihnen mit Ausrottung drohen darf. Und hoffentlich überhören wir dann endlich das Gejammere dieser Pseudohelden, die aus Kinderwagen heraus die große Schnauze riskieren.

Mein größter Wunsch: Dass die Verlust unter den israelischen Soldaten möglichst gering bleiben.

Ich halte so etwas für grenzwertig. Also erlauben wir uns einen kleinen Exkurs: Wer ist Wolfgang Hebold?

Zuallererst: Er ist lt. Amazon.de Mathematiker und lt. Klappentext seines Buches "50 Klassiker Siege und Niederlagen: Von Troja bis Yom Kippur" militärhistorischer Autodidakt. Sein Elaborat wurde vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt der Bundeswehr seinen eigenen Angaben zufolge als gute Unterhaltung für junge Rekruten gewertet. Eine klassische Klatsche, aber ich gönne jungen Nachwuchshistorikern jedes Abenteuer. Problematisch wird es, wenn sich Fachleute um die Ergüsse kümmern: Ein Helmut Staarmann, mutmaßlich der Bataillonskommandeur Major Helmut Staarmann, sieht das in seiner Rezension des Buches so:
Mag auch die textliche Abhandlung zu jeder der aufgeführten militärischen  Ausein- andersetzung gut zu lesen sein, kommt sie nie über das Niveau eines Schulaufsatzes mit eingestreuten, unfundierten Bewertungen hinaus. Ins Unwissenschaftliche gleitet der Autor bei den, zu jeder Schlacht gehörenden, Zusammenfassungen "Daten und Fakten" ab. Mögen die militärischen Auseinandersetzungen der Neuzeit auch analysierbar sein, bei Auseinandersetzungen, von denen nicht einmal sicher ist, ob sie stattgefunden haben (Troja) oder deren Verlauf kaum bekannt ist (Marathon) ist eine Bewertung wie am Ende eines Fußballspiels (Teilnehmer, Tote, Sieger) wissenschaftlich sehr zweifelhaft. Peinlich wird es in den Schlachtendarstellungen, in denen der Autor den Bogen zur Neuzeit zu spannen versucht. Z. B.: Schlacht auf dem Lechfeld 955 - Bedrohung aus dem Osten - 1939 Angriff Richtung Osten durch Hitlerdeutschland gegen die Bedrohung aus dem Osten - Ebenfalls Untergang - Ost-West Konflikt - 1000 Jahre später (1955) Gründung der NATO. Man kann nur annehmen, dass dem Autor bei der Abhandlung der Schlacht auf dem Lechfeld der Stoff ausgegangen ist. Militärischer Dilletantismus macht sich im "Kleinen Glossar militärischen Begriffe" ab Seite 270 breit: Keiner, [sic!] der vom Autor (gem. Klappentext ein militärhistorischer Autodidakt) aufgeführten "militärischen" Begrifflichkeiten ist fun- diert erklärt, viele sind schlicht falsch oder fehlerhaft dargestellt. So stellt sich Klein Fritzchen den Krieg vor. (Quelle: Klick!)
Ich werde ein so bewertetes Buch garantiert nicht kaufen, aber wer mehr weiß, sollte mir eine E-Mail mit den entsprechenden Informationen zukommen lassen. Vielleicht hat ja jemand das Buch gelesen, vielleicht liest der Autor selbst mit und meldet Widerspruch an.

Interessant finde ich weder die Person Hebold noch sein mangelhaftes militärische Wissen (er zog lt. Amazon.de im Alter von 18 Jahren -- mit Sicherheit zufällig und garantiert unfreiwillig -- nach West-Berlin, wo er keinen Wehrdienst leisten mußte), sondern die Tatsache, daß überhaupt jemand offensichtliche Tatsachen leugnet und hofft, damit durchzukommen. In einer Zeit, in der nur noch wenige Augenzeugen der Verbrechen leben und Holocaust- wie Nakba-Leugner immer leichteres Spiel haben, ist es unter Umständen hilfreich, sich anzusehen, mit welchen verlogenen Tricks und Taktiken die Ewiggestrigen arbeiten.

Und so geht das: Wolfgang Hebold schreibt zu den angeführten Beispielen Deir Yassin und Dawaymeh, zu vernichteten palästinensischen Dörfern und zum Terror von Irgun und Stern-Bande unter anderem:
Wollen Sie mich für dumm verkaufen? Die genannten Beispiele wurden Ihnen schon so oft hier widerlegt, dass einmal der Punkt kommt, an dem man darauf verzichtet. Ok?

Der Vollständigkeit halber: In keinem der genannten Orten kam es zu Massakern. Das können Sie bei Morris nachlesen. Die Massaker entstammen Ihrer offenbar blühenden Phantasie.
Abgesehen davon, daß der Mensch noch nie irgendein Massaker in Palästina widerlegt hat, erscheint die Angelegenheit  auf der folgenden Seite in einem ganz anderen Licht. Der selbsternannte Historiker Hebold zitiert den israelischen (und pro-zionistischen) Historiker Benny Morris (siehe Lektüreempfehlung) im Interview in der Absicht, seine Einlassung zu bekräftigen (selbstverständlich ohne eine Quelle beizubringen, das hat bei ihm Methode). Darin (Klick!) lesen wir zu unserem großen Erstaunen unter anderem:
Frage: According to your findings, how many acts of Israeli massacre were perpetrated in 1948?

Morris: Twenty-four. In some cases four or five people were executed, in others the numbers were 70, 80, 100. There was also a great deal of arbitrary killing. ... The worst cases were Saliha (70-80 killed), Deir Yassin (100-110), Lod (250), Dawayima (hundreds) and perhaps Abu Shusha (70). There is no unequivocal proof of a large-scale massacre at Tantura, but war crimes were perpetrated there.
Das liest sich schon anders. 24 Massaker, Kriegsverbrechen in Tantura. Ausdrücklich wird Deir Yassin angesprochen. Nun versucht Hebold, das klassische Selbsttor (Schlampigkeit? Mangelnde Englischkenntnisse?) rückgängig zu machen, indem er angebliche Falschübersetzungen und -- natürlich von ihm diagnostiziertes -- fachliches Unwissen unterstellt, wo keine Übersetzung stattfand und von ihm selbst nichts Substantielles beigebracht worden ist. Ein billiger Propaganda-Trick: Die Aussage des Gegenüber ins Unmögliche verfälschen und anschließend locker-flockig widerlegen, ohne sich um die eigentlichen Fakten kümmern zu müssen.

Um den Opfern Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, beschäftigen wir uns nun mit dem Massaker in Deir Yassin. Alles andere war nur ein -- hoffentlich lehrreicher -- Aufhänger.





Das Massaker von Deir Yassin

Mit der Beschlußempfehlung in Form der UN-Resolution 181 sollte Jerusalem eine Stadt unter internationaler Verwaltung darstellen, die weder zu Israel noch zu Palästina gehört. Die Gründe waren die einzigartige Konzentration der Heiligtümer der drei monotheistischen Religionen in der Stadt und die potentielle Unruhe, die daraus erwachsen könnte, wenn nur eine Partei Zugriff auf diese Orte hätte.

An der Straße von Tel Aviv nach Jerusalem befand sich das Dorf Kastel (= al-Kastal, Qastil), das von der Palmach erobert und an die Haganah übergeben worden war. Die strategische Lage des Dorfes machte in Hinblick auf die geplante Gründung Israels ein Festhalten daran zum Imperativ, wenn man Jerusalem als Hauptstadt verkünden wollte. Zwischen Kastel und Jerusalem lag das Dorf Deir Yassin. Lag. Heute befindet sich dort Kfar Sha'ul, ein Vorort Jerusalems, der unter anderem das Government Hospital for Mental Diseases beherbergt.

David Shaltiel, der Haganah-Kommandant von Neu-Jerusalem, und sein Adjutant Yeshurun Schiff wollten den Besitz Kastels unbedingt sicherstellen. Deswegen trafen sich Schiff, Yoshua Zeitler (der Kommandant der Stern-Bande in Jerusalem) und Mordechai Ra'anan (der Irgun-Kommandant von Jerusalem) am 6.4.1948 auf der King George V Avenue (Alan Hart: "Zionism: The Real Enemy of the Jews", Vol. I: "The False Messiah", p. 225). Die beiden Terroristen-Führer erbaten sich für die Unterstützung der Haganah beim zu erwartenden Kampf um Kastel Waffen, Munition und Granaten. Irgun und Stern-Bande erklärten sich zur Mitarbeit bereit, wollten allerdings nicht Kastel, sondern Deir Yassin angreifen. Die Ausrüstung wurde dennoch von der Haganah geliefert.

Der von Hebold als Kronzeuge angeführte israelische Historiker Benny Morris dazu:
The Haganah command in Jerusalem, which had a good working relationship with the local IZL [Irgun Zvai Leumi, Irgun -- KW] tried to persuade the commanders to join the battle at al-Kastal. The IZL men declined, saying they had no transport and were, in any case, interested in mounting a separate, independent operation. Deir Yassin was targeted. In the planning meetings between IZL and LHI [LEHI, Stern-Bande -- KW] officers, they agreed to expel the inhabitants. The LHI men proposed that villagers who did not run away should be killed in order to terrify the country's Arabs. Most of the IZL and LHI officers present said they favored killing adult male prisoners, but the IZL command rejected these suggestions. According to one IZL officer, the troops were ordered not to kill women and children or prisoners. (Quelle: Benny Morris: "Righteous Victims: A History of the Zionist-Arab Conflict 1881-2001", p. 207.)
Deir Yassin, das neue Operationsziel, war ein friedliches Dorf. Shaltiel selbst bezeichnete es als
. . . quiet since the beginnings of disturbances . . . not mentioned in reports of attacks on Jews, and one of the few places which has not given a foothold to foreign bands. (Larry Collins, Dominique Lapierre: "O Jerusalem!", p. 272.)
Im Gegenteil: Als eine arabische Gruppe das Dorf zu ihrer Basis machen wollte, wurden sie von den Einwohnern vertrieben. Dabei starb der Sohn des Dorfvorstehers:
When an Arab band tried to make its base there last month the villagers themselves repulsed them, at the cost of the Mukhtar's (headman's) son. (Harry Levin: "Jerusalem Embattled", p. 57, zit. in: Lilienthal: Ebd.).
Lt. New York Times vom 12.4.1948 und New York Herald Tribune vom selben Tag hatte Deir Yassin sogar "eine Art Übereinkunft" mit den umgebenden jüdischen Dörfern geschlossen und friedlich mit ihnen zusammengelebt. Lt. Jon Kimche ("Seven Fallen Pillars: The Middle East, 1915-1950", p. 171) hatte das Dorf zeitweise sogar mit der Jewish Agency zusammengearbeitet. Zudem sei Deir Yassin praktisch das einzige Dorf gewesen, das sich gegenüber arabischen Behörden nicht über eine Gefährdung beschwert habe (Ebd.).

Der Angriff im Rahmen der "Operation Achdut" [= "Einheit" -- KW] erfolgte gegen 4.30 Uhr des 9.4.1948. 132 Männer und Frauen aus Irgun und Stern-Bande fielen über das schlafende Dorf her. Ihnen stellten sich etwa ein Dutzend Wachposten mit Mauser-Pistolen und türkischen Musketen entgegen (Lapierre/Collins: Ebd.).

Auch wenn sich später die Haganah, der Vorläufer der IDF (Israeli Defense Forces), vom Massaker distanzierte, ist unstrittig, daß sie die militärische Ausrüstung für "Achdut" zur Verfügung gestellt hatte. Zudem veröffentlichte die Irgun am 11.4.1948 in ihrer Zeitung Ha-Mashkif einen Brief David Shaltiels. Darin lesen wir:
I wish to point out that the capture of Deir Yassin and holding it is one stage in our general plan. [...] I have no objection to your carrying out the operation provided you are able to hold the village . . . if foreign forces enter the place this will upset our plans for establishing an airfield. (Zit. in: David Hirst: "The Gun and the Olive Branch. The Roots of Violence in the Middle East", p. 279)
Was sich genau abspielte, ist Augenzeugenberichten zu entnehmen. In "The Ethnic Cleansing of Palestine" des israelischen Historikers Ilan Pappé finden wir die Aussage eines damals zwölfjährigen Jungen namens Fahim Zaydan:
They took us out one after the other; shot an old man and when one of his daughters cried, she was shot too. Then they called my brother Muhammad, and shot him in front us, and when my mother yelled, bending over him -- carrying my little sister Hudra in her hands, still breastfeeding her -- they shot her too. (Daniel McGowan and Matthew C. Hogan: "The Saga of the Deir Yassin Massacre, Revisionism and Reality", zit. in Pappé, p. 90.)
Bei Morris lesen wir:
Deir Yassin is remembered not as a military operation, but rather for the atrocities committed by the IZL and LHI troops during and immediately after the drawn-out battle: Whole families were riddled with bullets and grenate fragments and buried when houses were blown up on top of them; men, women and children were mowed down as they emerged from houses; individuals were taken aside and shot. At the end of the battle, groups of old men, women, and children were trucked through West Jerusalem's streets in a kind of "victory parade" and then dumped in (Arab) East Jerusalem. (Morris, p. 208.)
Der Beauftragte des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes Jacques de Reynier, der am Tatort eintraf, berichtete, daß ihn Irgun-Terroristen zunächst daran hindern wollten, den Schauplatz genauer zu untersuchen. Er setzte sich dennoch durch und schrieb in seinem Bericht:
The first thing I saw were people running everywhere, rushing in and out of the houses, carrying Sten guns, rifles, pistols and long ornate knives. . . . They seemed half mad. I saw a beautiful girl carrying a dagger still covered with blood. I heard screams. The German member of the Irgun explained, "We're still mopping up." All I could think of was the SS troops I'd seen in Athens. (Jacques de Reynier: "A Jérusalem un Drapeau Flottait Sur La Lagne de Feu", p. 213, zit. in: Lilienthal, p. 155.)
Nach mehreren Besuchen in Deir Yassin erhielt de Reynier in seinem Büro Besuch von Herren in Zivil:
After another visit to Deir Yassin I went back to my office where I was visited by two gentlemen, well-dressed in civilian clothes, who had been waiting for me for more than an hour. They were the commander of the Irgun detachment and his aide. They had prepared a paper that they wanted me to sign. It was a statement to the effect that I had been very courteously received by them, and obtained all the facilities I had requested, in the accomplishment of my mission, and thanking them for the help I had received. As I showed signs of hesitation and even started to argue with them, they said that if I valued my life, I had better sign immediately. The only course open to me was to convince them that I did not value my life in the least. (Hirst, p. 253.)
Ein weiterer Augenzeuge wartete 24 Jahre, bevor er am 2.4.1972 in der israelischen Tageszeitung Yediot Aharonot sein Schweigen brach. Meir Pa'el, ein zum Tatzeitpunkt  junges Mitglied der Spezialeinheit Palmach, berichtete:
It was noon when the battle ended and the shooting stopped. Things had become quiet, but the village had not surrendered. The Etzel [Irgun] and Lehi [Stern] irregulars left the places in which they had been hiding and started carrying out cleaning up operations in the houses. They fired with all the arms they had, and threw explosives into the houses. They also shot everyone they saw in the houses, including women and children -- indeed the commanders made no attempt to check the disgraceful acts of slaughter. I myself and a number of inhabitants begged the commanders to give orders to their men to stop shooting, but our efforts were unsuccessful. In the meantime some twenty-five men had been brought out of the houses: they were loaded into a freight truck and led in a 'victory parade' , like a Roman triumph, through to Mhaneh Yahuda and Zakhron Yosef quarters [of Jerusalem]  At the end of the parade they were taken to a stone quarry between Giv'at Sha'ul and Deir Yassin and shot in cold blood. The fighters then put the women and children who were still alive on a truck and took them to the Mandelbaum Gate. (Zit. in: Hirst, p. 251.)
Der Bericht wurde an Israel Galili gesandt, den Oberkommandierenden der Haganah.
Alle diejenigen Einwohner des Dorfes, die Widerstand geleistet hatten, wurden nicht zu den zivilen Opfern gerechnet. Hatte de Reynier noch 254 Tote gezählt, u. a. 145 Frauen,  darunter 45 Schwangere (Polk/Stamler/Asfour, p. 291), reduzierte sich nach und nach die offizielle Zahl der Ermordeten auf 93. Sehr praktisch.

Der Behauptung, es habe sich bei den Opfern um viele "Kämpfer" gehandelt -- verteidigen darf man sich nicht, wenn die Terroristen kommen --, steht ein Augenzeugenbericht des Haganah-Mitgliedes Eliyahu Arieli entgegen:
All of the killed, with very few exceptions, were old men, women or children. The dead we found were all unjust victims, and none of them had died with a weapon in their hands. (Collins/Lapierre, p. 279)
Offensichtlich müssen die "Kämpfer" zu dem Zeitpunkt schon beerdigt worden sein, weil nur noch unschuldige Opfer zu sehen waren. Lt. Morris berichtete Mordechai Gishon am 10.4.1948:
Their commander [i.e., the IZL?] says that the order was: to capture the adult males and to send the women and children to Motza. In the afternoon [of April 9], the order was changed and became to kill all the prisoners . . . The adult males were taken to town in trucks and paraded in the city streets, then taken back to the site and killed with rifle and machine-gun fire. Before they were put on the trucks, the IZL and LHI men searched the women, men, and children [and] took from them all the jewelry and stole their money. The behavior toward them was especially barbaric [and included] kicks, shoves with rifle butts, spitting and cursing (people from [the Western Jerusalem neighborhood of] Giv'at Shaul took part in the torture). (Morris, p. 208.)
Beim gleichen Autor finden wir Auszüge aus dem Bericht des Jerusalemer Shai-Kommandeurs Levy vom 12.4.1948:
. . . the conquest of the village was carried out with great cruelty. Whole families -- women, old people, children -- were killed, and there were piles of dead [in various places]. Some of the prisoners moved to places of incarceration, including women and children, were murdered viciously by their captors. (Ebd.)
Dieses "piles of dead", von mir in einem Kommentar als "riesige Berge Ermordeter" bezeichnet, nimmt der Autodikat Hebold nun als Nachweis für mangelnde Englischkenntnisse und für Fälschungsabsichten. Hasbara-Taktik: Persönliche Meinungsäußerung verfälschen zu Zitaten, dann das selbst gefälschte Ergebnis als einzigen Gegenbeweis heranziehen. Weiter im Text:

Derselbe Levy berichtete am 13.4.1948 noch einmal:
LHI members tell of the barbaric behavior [hitnahagut barbarit] of the IZL toward the prisoners and the dead. They also relate that the IZL men raped a number of Arab girls and murdered them afterward (we don't know if this is true). (Ebd., Hervorhebung im Original.)
Der britische Verhöroffizier Assistant-Inspector General Richard Catling fügte einem der Berichte über Deir Yassin seinen Kommentar hinzu:
On 14th April at 10 a.m. I visited Silwan village accompanie  by a doctor and a nurse from the Government Hospital in Jerusalem and a member of the Arab Women' s Union. We visited many houses in this village in which approximately some two to three hundred people from Deir Yassin are housed. I interviewed many of the womenfolk in order to glean some information on any atrocities committed in Deir Yassin but the majority of those women are very shy and reluctant to relate their experiences especially in matters concerning sexual assault and they need great coaxing before they will divulge any information. The recording of statements is hampered also by the hysterical state of of the women who often break down many times whilst the statement is being recorded. There is, however, no doubt that many sexual atrocities were committed by the attacking Jews. Many young school girls were raped and later slaughtered. Old women were also molested. One story is current concerning a case in which a young girl was literally torn in two. Many infants were also butchered and killed. I also saw one old woman who gave her age as one hundred and four who had been severely beaten about the head with rifle butts. Women had bracelets torn from their arms and rings from their fingers, and parts of some of the women's ears were severed in order to remove earrings. (Report of the Criminal Investigation Division, Palestine Government, No. 179/110/17/GS, 13, 15, 16 April 1948, zit. in: Hirst, p. 250 f.)
Die Zahl der 254 Ermordeten wurde auch von der Jewish Agency und der Haganah-Führung übernommen. Diese angeblich zu hohe Zahl wurde auch deswegen verwendet, um Panik unter der palästinensischen Bevölkerung zu erzeugen, auf daß sie ihre Dörfer verließen -- das nennt die UN heute "ethnische Säuberung". Derartiges Verhalten war die Begründung für die Bombardierung Serbiens durch die NATO.

Menachem Begin war nicht faul, als Grund für das Massaker "mörderisches" Feuer aus den Mauser-Pistolen und den Musketen anzugeben. Außerdem gab er an, daß ein Lautsprecherwagen die Einwohner gewarnt hatte. Zum einen möchte man fragen, seit wann Gegenwehr gegen einen brutalen Überfall verboten ist, zum anderen hatte Begin wohl vergessen, daß der Lautsprecherwagen liegengeblieben und offensichtlich keine Ansage gehört worden war (Hirst, p. 249; Morris, p. 208; Lilienthal, p. 154; Hart, p. 277).

Welche Lautsprecher allerdings funktionierten, waren die, die fortan palästinensischen Dörfern androhten, ihnen das Schicksal Deir Yassins zuteilwerden zu lassen. Lt. Morris bezeichnete der IDF-Geheimdienst das Massaker als "einen entscheidenden Beschleunigungsfaktor" für den arabischen Exodus aus Palästina (Morris, p. 209).

Die Folge des Massakers war die Intensivierung der Spirale der Gewalt; ein jüdischer Konvoi mit Professoren und Krankenschwestern wurde trotz aller Gegenwehr der Palmach am Mt. Scopus zerstört. Lt. Pappé (p. 91) wurden danach die palästinensischen Dörfer Qalunya, Saris, Beit Surik und Biddu vernichtet.

Seit kurzem ist die israelische Journalistin Tia Tarachansky dabei, eine DVD mit Aussagen von Augenzeugen der ethnischen Säuberung Palästinas aus den Reihen der Täter zusammenzustellen. Hier ist die entsprechende Website mit dem Trailer (leider nur auf Englisch): Klick! Darin lesen wir:
Hava Keller, ebenfalls eine Veteranin von 1948, war in einer der ursprünglichen Siedlungen stationiert und nahm an den massenhaften Vertreibungen der Palästinenser von Be’er Sheva teil. "Jeder in einer kämpfenden Einheit beteiligte sich an Vertreibungen", sagt sie. "Am Ende des Krieges arbeitete ich in der Landwirtschaft, und jeden Tag fuhren wir an einem palästinensischen Dorf vorbei. Eines Morgens ging ich wie üblich zur Arbeit […] als ich zurückkam -- kein Dorf. Sie beschreibt die systematische Zerstörung von hunderten palästinensischer Städte und den Versuch, die Vergangenheit umzuschreiben.

Meiner Meinung wird es erst dann einen Frieden im Nahen Osten geben können, wenn die israelische Führung bereit ist, einen Gedenkstein für Dörfer wie Deir Yassin (und erst recht Dawaymeh mit "Hunderten" von Toten -- s. o.) zu errichten.