Samstag, 29. August 2015

Casdorff lügt dem Leser die Hucke voll

Im Artikel "Atomabkommen mit dem Iran. Bloß kein historischer Irrtum" des Tageslügel spielt Casdorff Israels Mietmaul. Er lügt und betrügt, daß sich die Balken biegen, und das beleglos, hirnlos und sinnentleert.

Nach der Ankündigung der Gefahr des Atomabkommens, das keines ist, was Casdorff nicht zu wissen scheint, und bei dessen Aushandlung der Gewarnte, Steinmeier, anwesend war, verlinkt der Autor allgemein auf den Iran, nicht auf die Vereinbarung oder gar den Text des Aktionsplans. Soweit soll die Information des Publikums offensichtlich nicht gehen. Dem schließt sich der Tadel der Diplomatie an, also dessen, was bei Meinungsverschiedenheiten das einzige Mittel ist, eine gewaltsame Auseinandersetzung zu vermeiden. Casdorff bedauert also objektiv das Ausbleiben von Krieg. Im Folgenden bezweifelt der Verfasser den positiven historischen Aspekt des Aktionsplans -- natürlich vorausgegangen von einem Verweis, daß die USA böse gucken könnten. Die Iraner übrigens auch, Casdorff, und zwar aus vielerlei Gründen. Vielleicht auch aus dem, daß Präsident Mossadegh auf Bitten der Briten von den Amerikanern weggeputscht wurde, weil er einen fünfzigprozentigen Anteil vom Ölgewinn haben wollte. Buchtipp für Casdorff: "The Coup: 1953, the CIA, and the Roots of Modern U.S.-Iranian Relations" von Ervand Abrahamian.

Danach baut Casdorff eine Drohkulisse auf, die an Lächerlichkeit nicht zu überbieten ist:
Die Rolle des Iran in Syrien, dem Libanon, dem Irak? Die Verbindung Teherans mit der Terrororganisation Hisbollah, gewissermaßen eine schiitische Variante der sunnitischen Terrormiliz „Islamischer Staat“, kurz IS? Die Waffenlieferungen aus Russland, die jetzt (wieder) möglich sind? Die Neuentwicklung einer 500 Kilometer weit reichenden iranischen Rakete, die auch der Hisbollah für den Kampf gegen Israel zur Verfügung gestellt werden könnte?
Nun, die Rolle des Iran ist die eines Verbündeten, mit dem man einen Beistandspakt geschlossen hat, oder die eines Unterstützers (Syrien), ohne den der Staat bereits zur Hälfte israelisch annektiertes Gebiet und christlicher Zwergstaat mit engem Verhältnis zu Israel (Libanon) geworden wäre. Die Unterstellung, die Hezbollah sei eine Variante des ISIS ist an unverschämter Dummheit, Verlogenheit und Manipulation kaum zu überbieten. Ze'ev Maoz sei wieder zitiert, der am IDF-College Offiziere ausbildete:
Die Ironie war, daß der Hauptzweck der Sicherheitszone -- die Verhinderung des Beschusses israelischer Ziele -- durch die Aktionen der IDF selbst unerfüllbar gemacht wurde. Die Hizballah entwickelte einen einfachen Entscheidungsmodus [...]: den Beschuß von Zielen innerhalb Israels als Antwort auf die Tötung libanesischer Zivilisten durch die IDF. In allen anderen Fällen waren die IDF-Truppen in der Sicherheitszone ebenso wie die SLA-Milizionäre die Hauptziele. Diese Strategie hätte dem IDF-Geheimdienst nahelegen sollen, daß das Hauptziel der Organisation war, die IDF-Okkupation des im Libanon zu beenden. Trotz ihrer extremistischen Rhetorik von der Vernichtung Israels war das Ziel der Hizballah die Befreiung des Libanon. ("Defending the Holy Land. A Critical Analysis of Israel's Security & Foreign Policy", p. 213, meine Hervorhebung.)
Ich denke, der Mann sollte wissen, worüber er schreibt. Vergessen die Libanonkriege der Israelis, vergessen Sabra und Shatila, für das Sharon und Eitan den Befehl gaben, vergessen die täglichen Überflüge israelischer Militärmaschinen. Das elfte Gebot: Israel darf alles.

Es war dementsprechend zu befürchten, daß der alte Popanz aus dem Wandschrank geholt werden mußte: Der Verfasser schreibt von der Bombe, die der Iran haben wolle, vom Vernichtungswillen der Iraner gegenüber dem Judenstaat, von der Bedrohung Europas und "Länder darüber hinaus" durch den Iran. Nein, du Berufslügner, der Iran hat Israel nie die Vernichtung angedroht, der Iran hat nie ein Atomwaffenprogramm besessen, er hat keine Trägermittel für die nicht existierenden Massenvernichtungswaffen und er bedroht auch Europa nicht. Selbst wenn Israel es behauptet.

Was Casdorff hier tut, ist zweierlei: Er fällt den amerikanischen Juden in den Rücken, die mehrheitlich den "Deal" unterstützen, etwa hier und hier. Er fällt israelischen Vertretern in den Rücken, etwa hier und hier. Ist Casdorff ein Antisemit? Nach seiner eigenen verschwurbelten Ansicht müßte er die Frage mit Ja beantworten und kündigen. Der deutsche Einheitsblätterwald müßte über ihn herfallen und ihn kollektiv verdammen. Das tut der aber nicht.

Auf der anderen Seite betreibt Casdorff das Geschäft der Kriegsgewinnler, die sich an einer absehbar inkompetenten Raketenabwehr eine goldene Nase verdienen.

Schlimm ist auch, daß der Artikel nicht in der Rubrik erscheint, wo er es sollte: unter "Meinung", sondern unter "Politik". Volksverdummung als Programm.

Stephan-Andreas, ich hoffe, es lohnt sich für dich.