Sonntag, 25. August 2013

Chemiewaffeneinsatz in Syrien?

Die Presse ist voll davon: Assad habe Chemiewaffen einsetzen lassen und damit, so die Kannibalen, 1300 Tote verursacht (lt. Guardian 1400, lt. Ärzte ohne Grenzen 355 Opfer mit Vergif- tungssymptomen).

Auch der Tagesspiegel schlägt in die gleiche Kerbe, und Gesinnungsjournalist Gehlen macht es offenbar riesigen Spaß, die Mordsoptionen, die es seiner Meinung nach gibt, durchzuspielen.

Nun kann man sich leicht auf die bisher bekannten Tatsachen berufen:
  1. Kein einziges in Videos oder Bildern gezeigtes Mitglied des medizinischen Personals trägt einen Vollschutzanzug oder auch nur eine Gasmaske. Das Gottvertrauen scheint grenzenlos zu sein, denn eigentlich wissen die Ärzte, daß sie Opfer eines chemischen Angriffs behandeln. Oder so.
  2. Kein einziges Opfer zeigt Pupillen, die so groß sind wie Stecknadelköpfe, welche ein sicheres Zeichen für einen Nervengaseinsatz wären.
  3. Der angebliche Giftgaseinsatz ereignete sich angeblich nur zehn Kilometer vom Hotel (Four Seasons) der gerade eingetroffenen UN-Chemiewaffeninspektoren entfernt. Obama hat bereits eine rote Linie gezogen, die Rest-NATO stimmte dem zu, also müßte Assad wissen, was ihm blüht, wenn er Chemiewaffen einsetzt. Dennoch soll er es tun?
Mittlerweile hat sich eine Reihe von Experten gemeldet, die die Unterstellungen stark anzweifeln oder als Unsinn deklariert haben.
  1. Dan Kaszeta, ehemaliger Offizier des U.S. Army Chemical Corps: "None of the people treating the casualties or photographing them are wearing any sort of chemical-warfare protective gear, and despite that, none of them seem to be harmed. [...] there are none of the other signs you would expect to see in the aftermath of a chemical attack, such as intermediate levels of casualties, severe visual problems, vomiting and loss of bowel control."
  2. Steve Johnson, "Giftforscher" der Cranfield University in England und Berater des britischen Verteidigungsministeriums für chemische Kriegsführung: "[F]rom the details we have seen so far, a large number of casualties over a wide area would mean quite a pervasive dispersal. With that level of chemical agent, you would expect to see a lot of contamination on the casualties coming in and it would affect those treating them who are not properly protected. We are not seeing that here."
  3. Ha'aretz fragt nach dem taktischen Vorteil, den die syrische Armee von einem Einsatz chemischer Waffen haben solle, wo doch die Kannibalen in den letzten Wochen immer weiter zurückgedrängt worden seien.
  4. Mutter Agnes Mariam de la Croix hat ihre Bekannten im angeblichen Einsatzgebiet der angeblichen Chemiewaffen kontaktiert: "Mother Agnes-Mariam has contacted friends living in Kashkoul: one street away  from Aïn Tarmah.  Nobody had felt anything abnormal, nobody was disturbed by nausea, headache etc… No odors,  no dismay…The mother of our Forman is living in Abassin Square, a few meters away from Jobar. Nobody felt or smelled anything there either."
  5. Die gleiche Quelle verweist auf die Folgen eines Chemiewaffeneinsatzes der Kannibalen für einen ohne entsprechenden Schutz arbeitetenden syrischen Arzt: "When the rebels attacked Barzeh neighborhood with chemical bomb we knew one martyr called Mouhammad Assi who was immediately killed and transported to the hospital (first week of may 2013). The doctor who was curing him was poisoned with the remains of Sarin Gas in the clothes of this man and he had to be accepted in the intensive care for days…."
  6. Am fraglichen Tag herrschte in und um Damaskus eine Windgeschwindigkeit von 23 bis 25 km/h, also eine Windstärke, die zu starken Verwehungen eines eingesetzten Giftgases führen und daher die Konzentration am Einsatzort senken würde.
Nach den zweifelsfrei nachgewiesenen Chemie- und Atomwaffen im Irak und den Luftangriffen Ghaddafis auf seine Bevölkerung haben wir es also mit einer weiteren irren wie wirren Unterstellung zu tun, die einen Militäreinsatz der sogenannten Wertegemeinschaft rechtfertigen soll.

Dazu paßt auch die Behauptung, Assad würde den Einsatz der Chemiewaffeninspektoren der UNO absichtlich hinauszögern. In Wahrheit, so erfahren aber nur die Leser von Foreign Policy, ist es die UNO selbst, die die Untersuchung hinauszögert, und zwar aus den Gründen, die Assad angeblich wahrheitswidrig anführt: Sicherheitsbedenken. Colum Lynch und Noah Shachtman: Klick!
 
Was sonst noch? Pünktlich wie zum Essensgong erscheint ein "rafbenham" als neue Dumpfbacke im Kommentarenkostüm der Tagesspiegel-Community und plärrt von "alle Massaker wurden von Assad verübt" bis "zweifelsfrei bewiesener Chemiewaffeneinsatz". Der Mann erscheint in Schreibe wie Denke als Reinkarnation des feigen Wehrdienstflüchtlings und inkompetenten Möchtegernmilitärhistorikers Wolfgang Hebold. Das Präfix "raf" scheint auf eine ungemein starke (theoretische) Kriegsbegeisterung hinzudeuten, was eine weitere Parallele zu "Endlich!"-Wolfgang alias "matkal" (welche Selbstironie: ein Feigling nennt sich nach einer Eliteeinheit) wäre. Er bringt wie weiland Kriegs-Hebold keinerlei Belege für seine hanebüchenen und m. E.  volksverhetzenden Beiträge bei, antwortet grundsätzlich nicht auf Fragen und schlägt sich ins Gebüsch, wenn es für ihn peinlich wird. Eine Sockenpuppe, die mit Unterstellungen um sich schlägt wie ein waidwundes Tier im propagandistischen Schützengraben ... Einfach widerlich. Und der Tagesspiegel läßt ihn gewähren. Lustig.