Montag, 24. August 2015

Tageslügel: Meisner urteilt wieder einmal vorurteilsfrei

In seinem Artikel "Jürgen Elsässer und sein "Compact"-Magazin -- Ein Netzwerk für Putin und Pegida" macht der notorische Gysi-war-bei-der-Stasi-Frontkämpfer Matthias Meisner wieder einmal quer Front gegen alles, was ihm nicht gefällt. Er legt damit einen Artikel nach, der sich auf eine "Studie" der Otto-Brenner-Stiftung bezieht und eine sogenannte Querfront beschreibt, in der von Jebsen bis Elsässer alles Spinner sind, Verschwörungstheoretiker und daher sowieso Staatsfeinde. Zu diesem illustren Kreis müßte man nach Meisners Aussage dann eben auch Bahr, Bülow und Wimmer zählen, die an einer Veranstaltung für "Frieden mit Russland. Für ein souveränes Europa" teilgenommen hätten. Toll.

Was er nicht schreibt, ist, daß die "Studie" bereits eine Antwort durch die Medienwissenschafterlin Sabine Schiffer ereilt hat, die nicht sehr schmeichelhaft ist:
Sollte hier ein Studienauftrag vorgelegen haben, nach „Belegen“ für rechts-links Verknüpfungen zu suchen, dann könnte das erklären, warum die Auffindung vermeintlicher Beweise zu vorschneller Akzeptanz der These, statt der üblichen Recherche, führte. Freilich könnte eine Analyse die Behauptung eines „Netzwerks“ rechtfertigen, aber eine solche Analyse, die weitergehende Rückschlüsse erlaubt, findet nicht statt. Vielmehr gehen die Studienmacher assoziativ vor, Stellungnahmen von den Akteuren gegenüber der OBS gibt es nicht und werden nicht zitiert. Nachfragen hätten klären können, warum weltnetz.tv und KenFM auf altenativ.tv verlinkt sind – umgekehrt jedoch nicht. Und es hätte klären können, warum es seit einigen Monaten keine Kooperation mehr zwischen Ken Jebsen und Jürgen Elsässer gibt.
Statt dies zu ergründen, werden die Prämissen am Anfang der Studie – dass nämlich von einem „über Jahre hinweg stabile[n] Netzwerk“ auszugehen sei – am Ende wiederholt und gar nochmal auf die Spitze getrieben. Es handelt sich insgesamt um ein Meisterwerkt indirekter Kommunikation – d. h., zitiertes Hörensagen, keine dezidierte Stellungnahme. Denn Zitate von anderen ersetzen die Beurteilung der genannten Personen. Zum Beispiel werden „einhellig“ urteilende Medien angeführt, um die Behauptungen über die Genannten zu belegen. Wörtlich heißt es: „wurde in mehreren überregionalen Medien (einhellig negativ) berichtet“ – dann muss es wohl stimmen. Diese Form der Zuweisung von Urteilen anderer ist wissenschaftlich unhaltbar.
Hat der Autor keine eigenen Erkenntnisse? Will er sich absichern, um keine Abmahnung oder gar Strafanzeige zu kassieren? Denn etwa die Unterstellung von Antisemitismus ist ja in Deutschland kein Kavaliersdelikt. Ob man will oder nicht, diese Dinge werden nahegelegt, also suggeriert, ohne dass man dafür handfeste Beweise in den Werken der Genannten gefunden hat. Hält man sich vielleicht so für glaubwürdiger, weil eben alle anderen das vorher immer schon so behauptet haben? Oder ist der Druck einfach zu groß, weil man sich ja heutzutage schnell ins Abseits stellt, wenn man nicht in dem verbleibt, was als Rahmen definiert und akzeptiert wurde? – … „in mehreren überregionalen Medien (einhellig negativ) berichtet.“
Wer die Berichterstattung über die sog. Montagsmahnwachen verfolgt hat, ahnt, worauf die OBS-Studie hinaus läuft. Nahe gelegt wird, von einer Art Verschwörung auszugehen, und zwar der eines neuen mächtigen publizistischen „Netzwerks“. Bilden eigentlich alle etablierten Medien auch ein solches Netzwerk, weil sie sich gegenseitig zitieren? Oder geht man umgekehrt einfach von vergleichbaren Strukturen aus?
Hier liegt sie: "Querfrontstudie ohne Querverbindung -- Wo die Otto-Brenner-Stiftung „Netzwerke“ sieht und wie sie sie definiert und findet".

Offensichtlich wird hier durch Meisner versucht, Kritik an der deutschen Innen- wie Außenpolitik, an der Rolle der USA und am Verhältnis des Westens zu Rußland gründlich zu desavouieren. Die "Studie" macht nicht einmal Halt vor der hierzulande sehr beliebten Antisemitismusunterstellung, um den Gegner im propagandistischen Schützengraben mal so richtig fertig, will heißen: mundtot zu machen. Daß die wahrheitswidrige Unterstellung einer Straftat ebenfalls eine Straftat ist, müssen die Schmierfinken der Otto-Brenner-Stiftung und beim Tageslügel noch lernen.


Update:

Beim Sputnik, ja, dem bösen, hat sich der ehemalige Generalbevollmächtigte der Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Professor Dietrich Ratzke, gemeldet und seine Meinung zur bevorstehenden Medienoffensive des Westens kundgetan:
Die Medienoffensive soll demnach im September von einer EU-Gruppe “East StratComTeam” losgehen. Sinnlose Aktion, findet Professor Dietrich Ratzke, der Generalbevollmächtigte a.D. der Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH. „Ich halte überhaupt nichts von allen diesen Aktionen, denn das ist irgendwie Kalter Krieg oder Kühler Krieg oder was für ein Krieg auch immer. Es hat gar keinen Sinn, die Medien zu bemächtigten, um irgendeine Propaganda zu übermitteln“, so Ratzke im Sputniknews-Gespräch. „Das hat ja nichts mit Information zu tun, das ist bestenfalls Desinformation. Und das betrifft beide Seiten jeweils in diesen Fällen, jeder will seine vermutlich richtige oder vermutlich falsche Meinung dem anderen übermitteln“, sagte der Medienwissenschaftler.

Das Vertrauen in die Medien nimmt EU-weit ab, wie die Umfragen zeigen. Auch Dietrich Ratzke ist mit der gegenwärtigen Medienarbeit wenig zufrieden: „Ich muss gestehen, dass auch mein Vertrauen abgenommen hat. Mir fehlt die klare, saubere Nachricht, getrennt von der Kommentierung, von der Meinung. Wir vermischen das und der Leser weiß nicht mehr genau, was die Information und was die Meinung ist“.
Eine solche EU-Medienoffensive sei kaum vorstellbar, meint der Wissenschaftler. „Ich kann mir das überhaupt nicht vorstellen, wenn eine Staatsgruppe, EU in diesem Fall,  sagt,Pass mal auf, wir müssen irgendeiner anderen Meinung oder Information entgegensteuern. Jetzt wir anfangen, das zu sagen, was wir für richtig halten. Was soll die ganze Geschichte? Das wird doch das Vertrauen der Bürger in die Medien nicht erhöhen, sondern unterminieren“.
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Man wird sehen müssen, wie die Lügenpresse versuchen wird, ihr ramponiertes Image aufzupolieren und wie erfolgreich sie dabei sein wird.