In seinem Artikel "
Warum Deutschland zur Spaltung der Nato beiträgt" verleiht Christoph von Marschall vom Tageslügel seiner Verärgerung darüber Ausdruck, daß sich Deutschland nicht dazu habe entscheiden können, den US-Kampfjet F-35 von Lockheed Martin zu kaufen. Er unterstellt die Notwendigkeit einer atomaren Abschreckung gegen die russische Gefahr und warnt vor einer Spaltung der NATO aufgrund unüberlegter Entscheidungen der Bundesregierung.
Dabei gibt von Marschall zu, daß es notwendig sei, daß Europa seine Fähigkeit, eigene Kampfjets herzustellen behalten müsse. Was er elegant umgeht, ist der vernichtende Pentagon-Bericht über die F-35. Lt. Bloomberg ist der Flieger "notorisch unzuverlässig" und erfülle die Anforderungen des Pentagon nicht:
"Furthermore, there’s no “improving trend in” aircraft availability to fly training or combat missions as it’s remained “flat” over the past 3 years. Details come a day after Defense Sec. Pat Shanahan told reporters the F-35 “has a lot of opportunity for more performance.”
- Interim reliability and field maintenance metrics to meeting planned 80% goal not being met, test office director Robert Behler says in new assessment as improvements “are still not translating into improved availability”
- Current fleet performance “well below” that benchmark
- Cybersecurity testing of aircraft in 2018 showed some previous vulnerabilities “still have not been remedied,” assessment says
- Amount of time needed to repair aircraft and return to flying status “has changed little” in last yr; remains “higher than” rate needed to indicate progress as aircraft fleet numbers and flying hours increase, assessment says
- Computerized maintenance tool known as “ALIS” doesn’t “yet perform as intended,” as some data and functions deficiencies “have a significant effect on aircraft availability” and launching flights
- Maintenance personnel, pilots “must deal w pervasive problems w data integrity, completeness on a daily basis,” tester says
- Testing through September of Air Force model gun intended for air-to-ground attack indicates accuracy “unacceptable,” DoD tester says"
Das heißt, das Flugzeug schafft nur ein Viertel der geplanten Lebensdauer und erreicht bei den Zuverlässigkeitsprüfungen nicht einmal die 80-Prozent-Marke. Der Vergleich mit Tests im Jahr 2018 zeigt keine Verbesserung, auch nicht beim Reparaturaufwand und der Zeit, die zur Wiederherstellung der Flugfähigkeit vergeht. Außerdem sei die Zielgenauigkeit der geplanten Luft-Boden-Bewaffnung unzureichend.
Herr von Marschall: Einen solchen Flieger können wir selbst herstellen.
Desweiteren mokiert sich von Marschall über die Aussage Maas', Deutschland werde nach einem Ausstieg der USA aus dem INF-Vertrag bei der Wiederbewaffnung mit atomaren Mittelstreckenwaffen nicht mitmachen. Die Folge dieses Statements sei die Verärgerung der NATO-Partner gewesen. Das ist ziemlich unverständlich,
äußerte doch NATO-Stoltenberg, daß nukleare Mittelstreckenraketen in Europa nicht geplant seien.
Worum geht es eigentlich? Rußland wird von den USA beschuldigt, den
Vertrag über das Verbot atomar bewaffneter Mittelstreckenraketen (US-Version) mit den USA mit dem Waffensystem Novator 9M729 gebrochen zu haben. Das Land weist diese Anschuldigung zurück, weil diese Waffe nur eine Reichweite von maximal 480 Kilometern habe. Die USA wurden ausdrücklich zu einer Präsentation des Marschflugkörpers eingeladen, schlugen diese Einladung allerdings aus. Beweise sind die USA bisher -- wie üblich -- schuldig geblieben. Im Ergebnis stellten die USA Rußland ein Ultimatum, die Vernichtung des Waffensystems anzukündigen, andernfalls werde das Land aus dem INF-Vertrag aussteigen. Dies geschah gestern, Rußland zog heute nach.
Interessanterweise nennen US-Quellen
noch einen anderen Grund: China und andere Länder seien von diesem Vertrag nicht betroffen. Nun liegt China aber mehr als 10.000 Kilometer von den USA entfernt, weswegen China keine Waffe, die einem Verbot nach dem INF-Vertrag unterliegt und die Vereinigten Staaten bedrohen könnte, streitig gemacht würde.
Offensichtlich handelt es sich wieder einmal um geopolitische Kraftmeierei und um einen Absatzmarkt für neue Raketensysteme. Daß in den meisten Artikeln des Tageslügel mögliche US-Verletzungen des INF-Vertrags tunlichst verschwiegen oder pauschal abgehandelt werden, ist dann nur folgerichtig. Die Abschußrampe vom Typ Mk-41 etwa, die den Abschuß seegestützter Marschflugkörper gewährleistet -- das ist nach dem INF-Vertrag erlaubt --, wurde in Rumänien als Teil der National Missile Defense -- hier ist nicht Rumänien gemeint -- stationiert, während die bewaffneten landgetützten Drohnen der USA sehr wohl nuklear ausgerüstet werden können und in die Reichweitenbeschränkung des Vertrags fallen.
Anmerkung: Christoph von Marschall war bis 2013
der einzige deutsche Journalist mit Zugangsberechtigung zum Weißen Haus. Ob Herr von Marschall (Freiherr von Marschall?) noch für die Atlantik-Brücke e. V. tätig ist, läßt sich nicht ermitteln.
Update
Der Chef der russischen Raketenstreitkräfte Matwejewski
stellte während der von den USA boykottierten Präsentation klar, daß die beiden Systeme 9M728 und 9M729 nur im Werk mit Sprengköpfen und Festtreibstoffkartuschen ausgerüstet werden könnten, was eine nachträglich Erhöhung der Reichweite unmöglich mache. Und weiter:
"Die Masse des Treibstoffs begrenzt die konstruktionsbedingte maximale
Reichweite der Flugkörper, vorgegeben durch die Anforderungen des
[INF-]Vertrages. Sie werden in speziellen Containern an die Truppen
geliefert. Eine Änderung des Treibstoffgewichts und eine Neuausstattung
der Flugkörper mit Treibstoff sind unter Bedingungen des militärischen
Betriebs unmöglich. Die Truppen können die Flugkörper nur lagern, sie
auf Abschussvorrichtungen und Transport- und Lademaschinen in
Bereitschaft halten und an ihnen Wartungsarbeiten nach den technischen
Vorgaben durchführen."
Derselbe Dr. Islam berichtete schon am 1.4.2017 stolz, daß er Gasmasken erhalten habe und sich jetzt sicherer fühle: Link und Link.
Da hat er aber Glück gehabt — nur setzte er sie während seiner Reportage über die verseuchten Opfer nicht auf. Die Schutzmasken stammten angeblich von Ärzte ohne Grenzen, ehm: Propheten ohne Grenzen.
Am 3.4.2017 erklärt der Rebellen-Journalist Feras Karam, er werde am 4.4.2017 eine Medienkampagne starten, die einen Luftangriff der Assad-Luftwaffe mit Chlorgas beinhalte: Link.
Der Google-Übersetzer aus dem Arabischen ins Englische, weil das deutsche Ergebnis unbrauchbar ist:
In den ersten Berichten erfahren wir über den angeblichen Sarineinsatz, den die Türken anschließend als Chlor-, dann wieder als Sarinangriff meldeten, Folgendes:
Sarin ist geruchslos und geschmacklos. Es führt in kleinsten Mengen zum Tod. Die Muskulatur verkrampft, Magen, Darm und Blase entleeren sich. Keine Schutzhandschuhe bei den „Rettungskräften“: Link. Einfaches Abspülen funktioniert nicht. Das Wasser muß säurehaltig oder alkalisch sein.
Die „Rebellen“ genannten Terroristen wendeten lt. New York Times mindestens 52 Mal Chemiewaffen an. Link.
Unsere Leid-Medien schlußfolgern daraus: Assad war’s. Und Putin. Vor allem Putin. Am Tag der Syrien-Geberkonferenz … Der IS startete bei Palmyra parallel dazu eine Offensive. Toll. Er hat seine Luftwaffe gefunden.